Corona Maßnahmen: HBSC-Studie zu den Folgen für Kinder und Jugendliche
Die repräsentative „Health Behaviour in School-aged Children (HBSC)“-Studie hat untersucht, wie Kinder und Jugendliche die Auswirkungen der Corona Maßnahmen auf verschiedene Lebensbereiche einschätzen. Zwei Jahre nach Beginn der Pandemie berichteten Kinder und Jugendliche sowohl positive als auch negative Auswirkungen.
Corona Maßnahmen: Negative Auswirkungen auf psychische Gesundheit
Mit Beginn der COVID-19-Pandemie standen Kinder und Jugendliche vor großen Herausforderungen. Neben der Angst vor Ansteckung prägten Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen ihren Alltag. Bisherige Studien belegen vor allem negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, so die Fachleute der „Health Behaviour in School-aged Children (HBSC)“-Studie. Vereinzelt zeigten sich aber auch positive Entwicklungen, so etwa die Stärkung der Resilienz.
HBSC: Rückschau aus Sicht der Kinder und Jugendlichen
Dies allerdings seien Ergebnisse qualitativer Studien, die sich aus narrativer Sicht der Heranwachsenden mit den Auswirkungen der Pandemie auseinandersetzten. Für die Rückschau auf eine Krise müsse auch der eigene, subjektive Blick bewertet werden. In ihrem Beitrag zeigen die Wissenschaftler*innen daher auf, wie Kinder und Jugendliche zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie (2022) die Auswirkungen der Corona Maßnahmen auf verschiedene Bereiche ihres Lebens einschätzen. Eine weitere Forschungsfrage der HBSC-Studie lautete, inwieweit alters-, geschlechts- und sozioökonomische Unterschiede in der Bewertung der Auswirkungen der Pandemie bestehen.
Bewertung der Corona Maßnahmen: Zentrale Ergebnisse der HBSC-Studie
Die befragten Kinder und Jugendlichen berichteten sowohl positive als auch negative Auswirkungen der Corona Maßnahmen auf verschiedene Bereiche ihres Lebens.
- Etwa die Hälfte der Kinder und Jugendlichen gab an, dass sich die sozialen Beziehungen zu Freundinnen und Freunden sowie zur Familie verbesserten.
- Etwa 45 % sahen weder eine Verbesserung noch eine Verschlechterung der finanziellen Situation oder des Lebens insgesamt.
- Jede bzw. jeder dritte Befragte gab Verschlechterungen sowohl der seelischen Gesundheit als auch der schulischen Leistungen als Folge an.
Das Risiko für das Erleben negativer Einflüsse unterschied sich nach Alter, Geschlecht und familiärem Wohlstand.
- 15-Jährige zeigten im Vergleich zu 11-Jährigen ein signifikant erhöhtes Risiko für eine negative Einschätzung der Auswirkungen der Corona Maßnahmen auf die seelische Gesundheit, die schulischen Leistungen und das Ernährungsverhalten.
- Mädchen zeigten im Vergleich zu Jungen ein signifikant erhöhtes Risiko für eine negative Einschätzung der Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf die seelische Gesundheit und das Ernährungsverhalten.
- Befragte mit einem geringen Wohlstandsniveau zeigten im Vergleich zu Befragten mit einem hohen Wohlstandsniveau ein signifikant erhöhtes Risiko für eine negative Einschätzung der Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf die körperliche Aktivität, die finanzielle Situation der Familie und die Beziehungen zur Familie.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse bestätigten unterschiedlich gerichtete Auswirkungen der Corona Maßnahmen für Kinder und Jugendliche, die bereits aus internationalen Studien bekannt sind, so die Fachleute. Die Unterschiede in der Bewertung einzelner Lebensbereiche nach Alter, Geschlecht und familiärem Wohlstand sehen sie als Ausgangspunkt für eine bedarfsorientierte und zielgruppenspezifische Gesundheitsförderung in Krisenzeiten. Langzeitfolgen der Pandemie auf die Entwicklung junger Menschen sollten Gegenstand zukünftiger Forschung sein.
Zum Hintergrund der HBSC-Studie
Seit 1982 wird die HBSC-Studie von einer internationalen Wissenschaftsallianz in Zusammenarbeit mit der WHO in über 50 Ländern in Europa und Nordamerika in vierjährigem Turnus durchgeführt. Die Querschnittserhebung ist sowohl international als auch in Deutschland eine wichtige Datenquelle für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Für den hier genannten Beitrag wurden von März bis Dezember 2022 6.475 Schüler*innen und Schüler befragt. Mehr Informationen zur HBSC-Studie.
Quelle
- Reiß F, Ottová-Jordan V, Bilz L, Moor I, Dadaczynski K, Helmchen RM, et al. Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf das Leben von Kindern und Jugendlichen: Ergebnisse der bundesweiten HBSC-Studie 2022. J Health Monit. 2025;10(1):e12954. doi: 10.25646/12954 (
Download)
Weiterführende Informationen
Gesundheitsberichterstattung des Robert-Koch-Instituts